Quelle/Source SPIEGEL 41/2000 redigiert und ergänzt/ edited and supplemented - see 'translation' Die Leute, die aus Sport ohne Atmung auf 50 Meter Tiefe tauchen, sagen, es sei ein Gefühl wie beim Fliegen oder Träumen; es befreie die Seele. Schon ab einer relativ geringen Tiefe beginnt der Körper des Tauchers von selber hinabzugleiten, weil der Wasserdruck die Luft in ihm zusammenpreßt und damit den Auftrieb verringert. Dadurch erhöht sich auch der Sauerstoff- Partialdruck im Blut, und der Herzschlag sinkt auf 30 Schläge pro Minute; das führt dazu, die Sauerstoffreserven zu überschätzen -und vielleicht auch, das Wohlgefühl zu erzeugen. Beim Auftauchen sinkt der Partialdruck des inzwischen verbrauchten Sauerstoffs dann schnell unter die Ohnmachtsgrenze, so daß Tieftaucher kurz unter Oberfläche ertrinken können. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß die Tiefe schon ab einem Meter in einem trüben Baggersee eine unheimliche Anziehungskraft hat; man verliert sofort die Orientierung und hat das Gefühl, daß das sichere Ziel sich irgendwo jenseits der zunehmenden Dunkelheit und Kälte befindet; man taucht instinktiv automatisch immer tiefer und schneller, vom Licht weg, und muß wirklich gegen diesen Impuls ankämpfen. Vielleicht eine Geburtserfahrung. Wie Viele mögen so bei voller Gesundheit ertrunken sein? In klarem Wasser passiert das jedoch nicht. Ein anderes kleines Experiment: man kann, wenn man in einem gekachelten Schwimmbad taucht, versuchen, bei geschlossenen Augen mit Wal- ähnlichen Geräuschen den Abstand zu Wand und Boden zu bestimmen; das funktioniert einigermaßen ab einem Abstand von etwa 50 cm, meistens zu spät um den eigenen Schwung noch zu bremsen und einen Aufprall zu vermeiden. Wenn man sich jetzt noch Störung durch Brandung und Dämpfung durch Sand vorstellt, kann man erahnen, warum vielleicht Wale, die nicht rückwärts schwimmen können, manchmal stranden, wenn sie zu nahe an die Küste geraten. Je tiefer der Schall, desto geringer die Auflösung; Wale benutzen Infraschall! Aus umgekehrten Gründen können Fledermäuse übrigens keine freien Flächen wie Äcker überfliegen. Sie brauchen senkrechte Reflektoren für ihre Ultraschall- Navigation. Offene Flächen machen sie blind wie Seeleute von einst, die Angst hatten, jenseits der Küste "über den Rand der Welt zu fallen" . Wer das mal ausprobieren will und nicht von sich aus blind ist, der oder die braucht sich nur in einer mond- und sternenlosen Nacht in einen unbekannten Wald zu stellen und die Taschenlampe auszuknipsen. Translation: People which dive down to a depth of up to 50 meters without respiration for sport say it is a feeling like flying or dreaming; it frees the soul. Even from a relatively shallow depth on the body of the diver begins to glide down effortlessly, because the water pressure compresses the air within, thus reducing the buoyancy. This also increases the partial pressure of oxygen in the blood, and the heartbeat rate slows down to 30 beats per minute; that leads to overrate one's oxygen reserves -and perhaps also to produce the well- feeling. While re- surfacing, the partial pressure of the oxygen which has been consumed in the meantime quickly sinks below the fainting limit, so that deep- sea divers can drown just before reaching the surface. From my own experience I can say that the depth has an uncanny attraction beginning from just a meter below the surface in a turbid excavator lake; one loses orientation immediately and has the feeling that safety is somewhere beyond the increasing dark and coldness; one is instinctively inclined to automatically dive ever deeper and faster, away from the light, and must really fight the impulse to do so. Maybe a birth experience. How many may have drowned this way in full health? This does not take place in clear water, though. Another little experiment: when diving in a tiled pool, try closing your eyes and emitting sounds like a whale to judge the distance to the walls and floor. It roughly works within a distance of 1- 2 feet; which is usually too late to slow your momentum enough to avoid hitting the wall. Now imagine surf and sand disturbing the reflection, and you know maybe why whales, who cannot reverse, sometimes strand once they venture too close to shore. The lower the frequency, the lower the resolution; and whales use subsonics! For reverse reasons, bats cannot navigate across wide, open spaces such as fields and acres. They need vertical reflectors for their supersonic navigation system. Open space blinds them like the sailors of old losing sight of the coast and "falling off the edge of the world" . Anyone wishing to try this out and is not blind by nature need only venture into an unknown forrest in a moon- and starless night and switch off the electric torch. JHR 08/01